Jedes Jahr zur Midsommerzeit findet in Nida das Thomas-Mann-Festival statt. In diesem Jahr begeht es das 25. Jubiläum. Die Traditionstreue der gleichgesinnten Veranstalter des Festivals ist das Geheimnis seiner Langlebigkeit. Diese Einstellung stärkt die Motivation, die Herausforderungen der Pandemie zu meistern. Das Festival wird auch in diesem Sommer stattfinden und am 10.-17. Juli dem Publikum eine breite Palette an Musik-, Wort-, Film- und anderen Programmen der modernen Kunst anbieten.

Nach einem Vierteljahrhundert bedeutet das Thomas-Mann-Festival mehr als nur eine Sommerunterhaltung für die Urlauber. Das ist nicht nur dem intellektuellen Inhalt, sondern auch der Tatsache zu verdanken, dass die Vorbereitung für das nächste Festival sofort nach dem Ausklingen des vorangehenden Festivals beginnt. Für jedes Festival wird ein musikalisches Stück komponiert. Auch die Musikstücke, die selten öffentlich erklingen, bereichern das musikalische Programm und werden dadurch in nachfolgende Repertoire der Musiker aufgenommen. Im Filmprogramm werden nicht nur die von Experten und Zuschauern hoch eingeschätzten deutschen, polnischen und litauischen Filme angeboten, sondern auch Besprechungen mit Filmproduzenten organisiert. Im Laufe von 25 Jahren haben am Wortprogramm des Festivals die hervorragenden Persönlichkeiten der EU – Politiker, Wissenschaftler, Künstler, Publizisten – teilgenommen und dadurch das Festival intellektuell bereichert. 

Eine Vertreterin der Organisatoren Dr. Lina Motuzienė, Direktorin des Thomas-Mann-Kulturzentrums, betonte, dass die Veranstalter epidemiologische Lage im Auge behalten und bereit sind, alle Empfehlungen der Fachleute umzusetzen und dadurch die Sicherheit für die Teilnehmer und die Zuschauer zu gewähren.

„Wir werden gastfreundlich und mit großer Sicherheit alle Urlauber und Besucher von Neringa empfangen. Durch die lock-down Bestimmungen während der zurückliegenden Kultursaison sind alle gierig auf Treffen, Dispute, Ausstellungen und Konzerte“,  so Dr. L. Motuzienė. Das Festival dauert eine Woche und bietet jeden Tag durchschnittlich 3 diverse Veranstaltungen an. Das Publikum findet im Angebot Konzerte klassischer Musik, Eröffnungen der Ausstellungen, Diskussionen, Lesungen und Filmvorführungen.

Am 10. Juli, Samstag werden um 19:00 Uhr die erhabenen Musikakkorde des Eröffnungskonzertes in der Evangelischen Kirche von Nida erklingen. Werke von W. A. Mozart und A. Dvořáko werden aufgeführt von einem Ensemble, welches die litauischen in der Welt zerstreuten Virtuosen für Wind, Cello und Kontrabass  extra entstehen ließen.

Die Musikliebhaber werden auch die ausländischen Künstler, wie den Sänger Benjamin Appl (Bariton, Deutschland) und den Pianisten Simon Lepper (Großbritannien) begrüßen können. Im Debütprogramm werden die in Österreich musizierenden Violinistin Wonji Kim-Ozim und Pianistin Irma Kliauzaitė auftreten. Die Musikliebhaber werden große Freude am Konzert des bekanntesten Pianisten-Duo Rūta Rikterė und Zbignev Ibelhaupt – beide sind Träger des Nationalkulturpreises – erleben.

Eine Woche später, am 17. Juli um 20:00 Uhr findet die Festivalfinale, gekrönt durch ein besonderes musikalisches Projekt, statt. Kammerchor „Aidija“ (Leitung von Romualdas Gražinis) mit Musikern und Solisten bereiten zur Aufführung ein Meisterwerk der Barockmusik – die Oper „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell.

In diesem Jahr werden die Teilnehmer und Zuschauer als Fortsetzung des Themenzyklus „Kulturlandschaften“ auf das Phänomen der Küstenlandschaften aufmerksam gemacht. Laut Prof. Dr. Ruth Leiserowitz, Mitglied des internationalen Kuratoriums, welches das Festivalprogramm entwickelt, wird der Begriff „Kulturlandschaften“ oft mit den Städten in Verbindung gebracht, da nämlich dort das Kulturleben sich konzentriert. Doch dadurch wenden sich die Einwohner der Ostseeanrainerstaaten mit dem Rücken zur Ostsee und die Küstengegenden ungerechterweise abwerten. Doch Küstengegend ist ein Ort für Dialog der Naturgewalten und richtet unseren Blick nach Vorne, um neue Möglichkeiten und neue Ziele zu entdecken.

Durch diese Einsichten werden auch Diskussionen im Rahmen des Wortprogrammes inspiriert. An Diskussionen werden Dramatiker, Drehbuchautor und Regisseur Marius Ivaškevičius, Historiker, Politikwissenschaftler und Journalist Sergej Medvedev (Russische Föderation), Historikerin, Forscherin von Ekozide und Genozide Prof. Ewa Domanska (Polen), Priester Florian Schuller (Deutschland) und andere Intellektuellen aus Litauen und vom Ausland teilnehmen. Die Gästeliste wird durch Kuratoriumsvorsitzende des Thomas-Mann-Kulturzentrums Dr. Irena Vaišvilaitė und Kuratoriumsmitglieder Dr. R. Leiserowitz, Dr. Nijolė Strakauskaitė, Doz. Dr. Aurimas Švedas, Poet und Übersetzer Antanas Gailius, Schriftsteller, Essayist Dr. Laurynas Katkus und die jungen Preisträger des aktuellen Essaywettbewerbes des Festivals erweitert. Im Rahmen des Wortprogramms finden nicht nur Diskussionen, sondern auch Lesungen statt. Adressen für diese Veranstaltungen sind Thomas-Mann-Museum und historisches Museum der Nehrung.

Im Rahmen der bildenden Kunst entsteht ein neuer Wendepunkt mit dem Blick in die Vergangenheit der Künstlerkolonien. Im Historischen Museum der Nehrung wird die Ausstellung „Künstlerinnen in den Künstlerkolonien an der Ostsee“ von der Kuratorin Irmantė Šarakauskienė eröffnet. Gleichzeitig wird auch ein Treffen mit Niddener Künstlerkolonie der Kunstakademie Vilnius, welche die Traditionen fortsetzt, organisiert.

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