
Das 23. Thomas-Mann-Festival vom 13. bis 20. Juli in Nida organisiert traditionsmäßig eine eindrucksvolle Reise für Musikliebhaber an acht Abenden. Sie wird vom Thema „Europa der Heimaten“ eingerahmt: in der evangelisch-lutherischen Kirche in Nida können Sie im Ausland tätige litauische Musiker, einige Premieren litauischer Komponisten, Entdeckungen aus dem europäischen Schatz klassischer Musik und speziell für das Festival bestimmte und vom Festival inspirierte Experimente erleben.
Dr. Vytautė Markeliūnienė, Musikologin und Kuratorin des musikalischen Programms des Festivals, sagt, dass Heimat für Künstler nicht unbedingt einen bestimmten Staat bezeichnet – manchmal kann sie einfach die Kunst selbst bzw. ein bestimmter Kunststil sein. Diese Idee durchdringt den ganzen Konzertzyklus des diesjährigen Festivals und als Eröffnung dazu dient das Konzert am 13. Juli. In diesem Konzert werden die Lieder von Franz Schubert, einem herausragenden Vertreter der frühen Romantik, und Ernst Křenek, einem tschechischen Komponisten des 20. Jahrhunderts und Zeitgenossen von Thomas Mann, vom österreichischen Bariton Wolfgang Holzmair und von der Klavierspielerin Gaiva Bandzinaitė, die aus Nida stammt und nun in Österreich arbeitet, dargeboten.
Am 14. Juli findet ein weiteres Konzert in der Darbietung vom Tenor Edgaras Montvidas, der dieses Jahr das zwanzigjährige Jubiläum seiner schöpferischen Tätigkeit feiert, statt. Er ist einer der berühmtesten litauischen Opernsänger, der allerdings öfter im Ausland als in Litauen singt, und er wird unter der musikalischen Begleitung des britischen Klavierspielers Simon Lepper auftreten. Auf dem Programm steht die Klassik des 19. und 20. Jahrhunderts: Werke von Richard Strauß, Claude Debussy, Giacomo Puccini, Kazimieras Viktoras Banaitis und anderen Komponisten.
Am Abend des 16. Juli werden ein Klaviertrio und ein Klavierquartett von Bohuslav Martinů und Gabriel Fauré, Zeitgenossen von Thomas Mann, aufgeführt. Die Stücke werden vom Trio „FortVio“, einem der bekanntesten Ensembles der litauischen Kammermusik, das über die Jahre hinweg ein breites Repertoire gesammelt und zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat, dargeboten.
Die zweite Hälfte des Konzertzyklus wird auch reich an Neuheiten und Zusammenarbeiten verschiedener Künstler sein. Auf dem Konzert der Festivaldebütanten am 17. Juli stehen der erste Auftritt des Kristupas-Quartetts, eines Holzblasinstrumente-Quartetts, und eine große Auswahl neuer bzw. auf dieser Veranstaltung noch nicht gehörter Musik, wie zum Beispiel Kompositionen des italienischen Vorreiters Luciano Berio und der litauischen Komponisten Onutė Narbutaitė und Teisutis Makačinas, der ein Auftragswerk speziell für dieses Festival geschaffen hat, auf Programm.
Am Abend des 19. Juli wird ein kleines Orchester auftreten, zu dem sich extra für diese Veranstaltung das Kristupas-Quintett der Holzblasinstrumente, das Quintett der Seiteninstrumente aus Kaunas und die Vertreter des litauischen nationalen Symphonieorchesters zusammengeschlossen haben. Sie bieten das Oktett in F-Dur, D 803, von Franz Schubert dar, das in Litauen selten zu hören ist und mit einer Symphonie gleichgestellt wird.
Am 20. Juli wird der letzte Tag des Festivals mit einem Konzert abgeschlossen, das einem kleinen Liederfest ähnelt. Das Konzert wird von den jungen litauischen Dirigenten Izabelė Jankauskaitė, Jurgita Česonytė und Martynas Stakionis dirigiert, die auch an den Workshops des Festivals teilnehmen und in Österreich, der Schweiz und Deutschland studieren. Am Ende des Festivals wird Musik von schweizerischen, österreichischen und deutschen Komponisten erklingen.
Auf dem Programm der acht Abende steht auch die traditionelle litauische Musikstunde, die dem Werk des Komponisten Eduardas Balsys, dessen 100. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird, ebenso wie dem Werk des Komponisten Vytautas Barkauskas gewidmet ist. Die Werke werden vom Quartett und Solisten aus Kaunas und dem Kammerchor „Aidija“ dargeboten. Die Geigerin Ingrida Armonaitė, die auf diesem Konzert auftritt, bietet zusammen mit dem Klavierspieler Daumantas Kirilauskas, einem langjährigen Freund des Festivals, einen weiteren Teil des Programms dar, und zwar ein Konzert der Musik der Komponisten Nikolai Medtner und Ferenz Liszt.
Alle Konzerte des Th.-Mann-Festivals finden in der evangelisch-lutherischen Kirche in Nida statt. Das Festivalprogramm finden Sie auf der Homepage www.mann.lt, wo Sie auch Tickets erwerben können.