
In diesem Jahr jährt sich bereits zum 100sten Mal die Oktoberrevolution, die 1917 in Russland stattgefunden hatte. Welche Spuren hat dieses Ereignis, das die Gesellschaftsordnung radikal veränderte, in Kultur und Kunst hinterlassen? Das ist die Frage, der das Thomas-Mann-Festival und seine Gäste Mitte Juli nachgehen werden. Das diesjährige Programm des bereits traditionsreichen Festivals, „Die Büchse der Pandora?“, ist das vierte Jahresevent aus einem fünfteiligen Zyklus zum hundertjährigen Gedenken an den Ersten Weltkrieg.
Zum 21. Mal kehrt das Thomas-Mann-Festival nach Nida zurück und bietet dort für seine Besucher ein Musik-, Wort-, Geschichts-, Kunst- und Kinoprogramm, das viele Überraschungen parathält. Die Koordinatorin des Thomas-Mann-Festivals und Leiterin des Thomas-Mann-Kulturzentrums, Dr. Lina Motuzienė, zählt im sorgfältig zusammengestellten Programm einige Neuigkeiten auf.
„Das Festival steht unter dem Motto des hundertjährigen Gedenkens an den Ersten Weltkrieg, und also erwarten wir dieses Jahr nicht nur Gäste aus Litauen, Deutschland und Polen, sondern auch aus Russland. Wenn wir uns mit den Folgen der Revolution von 1917 auf die Bereiche Kunst und Kultur auseinandersetzen wollen, müssen wir auch die russischen Intellektuellen mit ins Gespräch einbeziehen. In diesem Jahr wird der berühmte russische Journalist und politischer Kommentator Konstantin von Eggert nach Nida kommen, der zu einem spannenden Thema sprechen wird: zu der seit Jahrhunderten nicht vergehenden Vergangenheit“, erklärte die Festivalkoordinatorin Dr. Motuzienė.
Im Eröffnungskonzert des Festivals werden wir unter anderem das eigens für das Festival komponierte Stück „Nida: Briefe aus Venedig“ hören, das von einer Komponistin der jüngeren Generation, von Diana Čemerytė, stammt. Die Komponistin schöpfte ihre Inspiration für dieses Werk aus Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“. Für das Festival eine Novität ist die Aufführung der für Blasinstrumente geschriebenen Stücke der Komponisten Franz Danzi, Carl Nielsen und György Ligeti. Eines der Konzerte des Thomas-Mann-Festivals wird dem Werk der russischen Komponisten Aleksandr Glazunov, Aleksandr Čerepnin und Alfred Schnittke gewidmet.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Thomas-Mann-Festivals war ein Essay-Wettbewerb für Jugendliche ausgeschrieben worden, und die Gewinner wurden inzwischen ermittelt.
„Zu unserer großen Überraschung konnten wir uns über jede Menge Beteiligung junger Leute freuen. Die kompetente Jury hat aus den vielen eingereichten Arbeiten drei Preisträger ausgewählt, die auf dem diesjährigen Festival die Möglichkeit haben werden, ihr Schaffen einem internationalem Publikum vorzustellen“, freute sich Dr. Motuzienė.
Wie jedes Jahr wird ein Kinoprogramm die Besucher des Festivals zu Abenden einladen, auf denen die besten Filme litauischer, deutscher und polnischer Regisseure vorgestellt werden. Dazu werden wir dieses Jahr auf dem Festival zum ersten Mal auch einen Animationsfilm sehen, der von dem deutschen Musiker und Medienkünstler Thomas Köner live begleitet wird.
Quasi täglich eröffnen in immer weiteren Räumen Ausstellungen, die den Festivalgästen zeigen wollen, wie sich die Geschichte in der Kunst spiegelt.
Schirmherren des Thomas-Mann-Festivals sind seit vielen Jahren der Litauische Präsident a.D. Valdas Adamkus und die Litauische UNESCO-Kommission.