
Letztes Jahr brachte das zum ersten Mal vom Thomas-Mann-Kulturzentrum organisierte Nidaer
Forum eine Reihe junger, debattierender Vertreter der litauischen Universitäten zusammen. In
diesem Herbst wird über das Thema „Der Mauerbau“ debattiert.
Grenzen sind nichts ungewöhnliches in Europa. Man weiss, dass viele materielle und geistige
Folgezeichen selbst dann erhalten bleiben, wenn die Grenzen schon lange verschwunden sind. Mit
einem sensiblen Gefühl für Geschichte kann man noch heute nachspüren, wo der Limes als Grenze
des Römischen Reiches verlief.
Auf dem letztjährigen Nidaer Forum im September 2018, wo die Ursachen der „Europäischen
Migräne“ behandelt wurden, hatte man als eine der Ursachen der derzeitigen Migräne auch jene
Grenze identifiziert, deren Baulizenz 1945 in Jalta und Potsdam vergeben und die ihren Höhepunkt
im Bau der Berliner Mauer am 11. August 1961 fand.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Staatsgrenzen den Zweck, Eindringlinge abzuwehren. Die Grenze
aber, von der hier gesprochen wird, war nicht nur dazu bestimmt, den Eingang zu erschweren,
sondern auch (vielleicht sogar zuerst) den Ausgang zu versperren.
Diese Grenze hat Europa zweigeteilt, und das Leben in beiden Teilen verlief ganz unterschiedlich.
Wohl das deutlichste Beispiel, wie unterschiedlich diese Wege waren, stellt das Jahr 1968 mit der
Studentenrevolte in Paris und den sowjetischen Panzern in Prag dar.
Die so unterschiedliche Entwicklung zwischen Westeuropa und Ost-und Mitteleuropa erzeugte
verschiedene Sehweisen auf vieles, auch auf die Einheit Europas. Wir laden ein, darüber auf dem
2. Nidaer Forum am 13.-14. September 2019 zu diskutieren. Wir sind der Meinung, daß es
wichtiger ist, nicht über die historischen Tatsachen zu reden, die allen bekannt sind, sondern
darüber, wie diese Tatsachen unseren Geist beeinflußt haben oder auch heute noch beeinflussen.
Referenten:
Prof. Anthony Glees, Professor für Politikwissenschaft, University of Buckingham (UK)
Mons. Dr. Florian Schuller, langjähriger Direktor der Katholischen Akademie in Bayern (DE)
Prof. Vytautas Ališauskas, Philosoph, Universität Vilnius (LT)
Dr. Claudia Sinnig, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin aus dem Litauischen (DE)
Paulius Gritėnas, Philosoph und Journalist (LT)
Nikodem Szczygłowski Schriftsteller und Reisejournalist (PL)
Gintaras Grajauskas, Lyriker, Dramatiker, Schriftsteller (LT)
Veranstalter: Thomas-Mann-Kulturzentrum
Partner: Goethe-Institut, British Council, Neringa Museen
Förderer des Projekts: Kulturrat Litauen