15. Juli 2024, Montag

Der heilige Berg, Regie: Arnold Fanck, Weimarer Republik, 1926, 106 Min., Stummfilm, deutsche und litauische Untertitel

Dr. Arnold Fanck ist heute selbst in seinem Heimatland Deutschland nahezu unbekannt und wird in Lehrbüchern zur Filmgeschichte nur selten erwähnt. Dabei ist er eine der schillerndsten Figuren des frühen deutschen Kinos. In der Zwischenkriegszeit, als das deutsche Kino für seine expressionistischen Werke bekannt war, schuf und popularisierte Fanck ein einzigartiges Filmgenre, die sogenannten Bergfilme, und initiierte damit eine der ersten Bewegungen des Realismus im Kino.

Eines seiner berühmtesten Werke, „Der heilige Berg“, erzählt die Geschichte von Diotima (Leni Riefenstahl, die hier ihr Filmdebüt gab), einer charmanten Tänzerin, die in einem kleinen Bergdorf nach dem Mann ihrer Träume sucht. Dort trifft sie auf einen zurückgezogen lebenden Bergsteiger und seinen Freund, den Skifahrer, die inmitten der atemberaubenden Schönheit und der tückischen Gefahren der Alpen ihre eigenen Ideale verfolgen. Bald beginnen die Männer, um die Aufmerksamkeit von Diotima zu konkurrieren, und über den majestätischen Berggipfeln ziehen Wolken der Tragödie auf.

Im Film „Der heilige Berg“ brachte Fanck zum ersten Mal eine weibliche Figur in die Welt seiner zuvor ausschließlich männlich geprägten Filme ein und stellte das Männliche und das Weibliche symbolisch gegenüber, indem er sie visuell mit den Bergen bzw. mit dem Meer verband. Ohne es zu wissen, legte er damit auch den Grundstein für eine visuelle Ästhetik im Kino, die später von der zu der Zeit noch reifenden nationalsozialistischen Ideologie eifrig aufgegriffen werden sollte.

Mit Live-Vertonung durch Viktoras Orestas Vagusevičius.

Das Filmprogramm wird kuratiert von Dmitrij Gluščevskij