Am 7. Juli fand in Nida, im Thomas-Mann-Gedenkmuseum, eine außergewöhnliche Veranstaltung statt. In der Sommerresidenz des Nobelpreisträgers Thomas Mann trafen sich der Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Frank-Walter Steinmeier, und der Präsident der Republik Litauen, Gitanas Nausėda. Bei diesem Treffen wurden nicht nur die bilaterale kulturelle Zusammenarbeit erörtert und Thomas Mann anlässlich seines 150. Geburtstags gewürdigt, sondern auch Vitalija Teresė Jonušienė mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Dankesrede von Vitalija Jonušienė

Ich möchte Ihnen allen für Ihre herzlichen Glückwünsche und guten Wünsche danken!
Ich bin zutiefst dankbar für die mir verliehene ehrenvolle Auszeichnung. Dies ist eine große Anerkennung meiner bescheidenen Arbeit.

Anlässlich des 150. Geburtstags des großen Intellektuellen und Humanisten Thomas Mann ist es besonders symbolträchtig, dass das Treffen der Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Litauen gerade in seinem Sommerhaus stattfand. Dieser Ort erinnert uns alle daran, wie wichtig Kultur und Literatur für die Zusammenführung von Völkern, die Förderung des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses sind. Thomas Mann selbst hat gesagt: „Die höchste Kultur der Menschheit liegt nicht in der Reflexion oder Kontemplation, sondern im Handeln.“

Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Litauens eröffneten sich unserer Gesellschaft neue Möglichkeiten für einen intensiveren Austausch mit der westlichen Welt. Damals entstand die Idee, dass das Sommerhaus von Thomas Mann in Nida zu einem Ort für internationale Begegnungen und Diskussionen werden könnte und der Name Thomas Mann für Weltoffenheit und Kosmopolitismus stehen sollte. Um diese Idee zu verwirklichen, wurde das Thomas-Mann-Kulturzentrum gegründet. Die Gründer ernannten mich zur Direktorin des Zentrums. Damals wurde mir klar, welche große Verantwortung auf mir lastete.

Vor 30 Jahren bestand meine erste Aufgabe darin, die Renovierung des Thomas-Mann-Sommerhauses zu organisieren und es für die Aktivitäten eines Kulturzentrums und Museums im Namen des Schriftstellers herzurichten. Die zweite Herausforderung bestand darin, die ersten Programme des Thomas-Mann-Festivals zu realisieren, und die dritte darin, den laufenden Betrieb des Museums sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass es besucht wird, beliebt ist und einem breiten Publikum bekannt wird.

Thomas Mann beendete seinen Essay „Mein Haus am Meer“ mit den Worten Goethes: „Tretet ruhig ein, ein heimisches Haus wird euch empfangen.“ Das war auch mein Ziel.

Mein besonderer Dank gilt dem internationalen Kuratorium des Thomas-Mann-Kulturzentrums – sie waren und sind die Ideengeber und Programmgestalter, und dank ihrer Bemühungen entstand eine enge Zusammenarbeit mit deutschen Kulturinstitutionen: dem Goethe-Institut, der Baltischen Akademie in Lübeck, der Robert-Bosch-Stiftung und anderen Organisationen.

Prof. habil. Dr. Alvydas Nikžentaitis, Vytautas Balčiūnas, Dr. Dietmar Albrecht, dem Enkel von Thomas Mann, Dr. Frido Mann, der verstorbenen Dr. Irena Veisaitė, Dr. Ona Narbutienė, Prof. Dr. Ruth Leiserowitz, dem Dichter und Übersetzer Antanas Gailius. Ein großes Dankeschön an den Journalisten Leonas Stepanauskas, der dieses Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hat. Aus seinem Buch „Thomas Mann und Nida“ haben wir von den drei Sommern erfahren, die Thomas Mann und seine Familie hier in Nida verbracht haben.

Ich möchte noch einmal dem geschätzten deutschen Botschafter in Litauen, Dr. Cornelius Zimmermann, der Bundesrepublik Deutschland für die mir verliehene ehrenvolle Auszeichnung und allen, die sich am 7. Juli in der ehemaligen Sommerresidenz von Thomas Mann versammelt haben, herzlich danken.

Ich wünsche, dass der Geist des Zauberers immer in uns weiterlebt. Möge er dazu beitragen, den Frieden in der Welt und die Sensibilität für andere Menschen zu bewahren.

Vielen Dank.